A.R.M - all recycled material A.R.M - ein performatives
gesellschaftsprojekt von barbara caveng
PROJEKT MUSTERWOHNUNG MÖBEL TRAUM AKTUELL UMFRAGE IM EIMER PRESSE BARBARA CAVENG KONTAKT SHOP

A.R.M
befasst sich mit der privaten umgebung des wohnens bei zunehmender gesellschaftlicher armut.

A.R.M untersucht zusammenhänge zwischen öffentlicher und privater existenz, insbesondere im hinblick auf die ästhetik, als ausdruck individueller sinnlicher wahrnehmung und deren gestalterischer umsetzung.

A.R.M befasst sich mit dem kreislauf von wert und entwertung von materiellen gütern und arbeit innerhalb der gesellschaft und untersucht einen möglichen zusammenhang zwischen den beiden.

A.R.M ist ein möbelprojekt.

A.R.M nutzt den müll der gesellschaft und recycelt ihn zu objekten individuellen designs.

A.R.M ist ein beitrag zur bewältigung des lebens ohne geld und zur entwicklung von strategien gegen die soziale deklassierung durch armut und arbeitslosigkeit.

A.R.M verbindet kunst mit gesellschaftlicher und politischer realität.


 

A.R.M oder lebst du noch

ausschlaggebend für die enstehung des projektes waren die veröffentlichtung des existenzminiumsberichtes des bundesfinanzministers für das jahr 2005 und die diskussion um die einführung von ALG II mit dessen auswirkungen auf das leben des einzelnen:

für das jahr 2005 setzte der bundesminister für finanzen das physische existenzminimum in höhe von 613.- euro/ monat/ mensch /deutschland fest. dies entspricht den ALG II beiträgen zur grundsicherung mit 345.- euro/ monat/ mensch/ d'land_west und 331.- euro/ monat/ mensch/ d'land_ost.

laut definition durch den bundesfinanzminister umfassen diese beiträge west und ost jeweils den bedarf an ernährung und körperpflege, hausrat, kleidung und persönlichen bedürfnissen. in dem betrag erhalten sind gleichermassen für west und ost 11.- euro für die warmwasseraufbereitung. bezüglich des bedarfs an wohnraum gilt für alleinstehende eine wohnfläche von 30 qm in einfacher ausstattung als adäquat.
die bruttokaltmiete hierfür wird mit 216.- euro angenommen. zusätzlich erhalten mensch_west und mensch_ost eine mtl. heizkostenpauschale von 50.- euro (1).

dieser rein physischen sicht der armut durch den staat, steht das soziokulturelle existenzminimum gegenüber, welches die mindestvoraussetzung der beteiligten am gesellschaftlichen & kulturellen leben mit einbezieht:

"Die benachteiligte Bevölkerungsgruppe ist als arm zu bezeichnen, da ihr soziokulturelles Existenzminimum, welches über das physische Überleben hinausgeht, nicht gesichert ist. Armut hat hier einen multidimensionalen Charakter, da sich der Arme in einer umfassend deprivierten Lebenssituation befindet. Neben der materiellen Mangelausstattung mit Gütern und Dienstleistungen, leidet er zusätzlich an der immateriellen Unterversorgung hinsichtlich seiner kulturellen und politischen Partizipation, sowie seiner psychosozialen Lage.
Unter die Armutslinie fallen Personen denen es nicht mehr möglich ist am allgemeinen Lebensstil ihrer Gesellschaft teilzunehmen." (2)

der von arbeitslosigkeit betroffene ist von einer doppelten "entwertung" bedroht -
er verliert seinen status und seine verankerung in der öffentlichkeit , sowie die finanziellen voraussetzungen, sich gemäss der materiellen, sozialen und kulturellen standarts am gesellschaftlichen leben zu beteiligen.


A.R.M oder wohnst du schon

"die welt ist das alphabet, das wir entziffern. die wohnung ist das alpha und das omega. wir wohnen."
- vilém flusser

dem persönlichen raum, definiert durch die eigenen vier wände kommt eine fundamentale bedeutung zu:
die wohnung ist gleichzeitig rückzugsort von der welt, als auch ausgangspunkt für die begegnung mit ihr; sie ist ausdruck des begreifens der welt. ihre einrichtung und der stil - oder auch der verzicht darauf-, machen die persönlichkeit ihrer bewohner sichtbar.
mit der wohnung wird ein abbild der individualität entworfen. wohnen ist ein prozess, der veränderungen der befindlichkeit und der persönlichen lebenssituation dokumentiert. zudem sind möbelstücke und einrichtungsassecoires konsumgüter, die mehr oder minder den gesellschaftlichen trends angepasst werden und damit einen sozialen status festigen.

die jährlichen pro kopf ausgaben für möbel sind in deutschland mit durchschnittlich 400.- Euro, höher als in allen andern europäischen ländern (3)
IKEA liegt weiterhin an der spitze der möbelbranche in deutschland mit einem umsatz von 2,45 mrd in 2003 (10% umsatzplus gegenüber 2002) (4). die produkte von IKEA verkörpern inzwischen eine eigene norm, sind stil- & geschmacksbildend.

wer sich mit IKEA möbeln umgibt, erfüllt den gesellschaftlichen standart und befindet sich auf der sicheren seite der gesellschaftlichen akzeptanz.
wer aber kann sich mit 11.-, bzw. 10 .- euro/ tag die IKEA produkte leisten? für den bücherregalklassiker "billy" sind immerhin 35.- euro aufzubringen, das einfache schlafsofa "granikulla" gibt es für 99.-euro ohne matratze.

 

A.R.M oder all recycled material

ein spaziergang durch den urbanen raum führt quer durch den möbelkatalog. dem individuellen mangel stehen die müllberge der überflussgesellschaft gegenüber, 400 mio tonnen pro jahr.

betrachtet man den müll als resource, so sind strassen und öffentlichen plätze ein selbstbedienungsladen für möbelrohstoffe wie holz, glas, metall, sowie notwendige einzelteile wie bzw. scharniere, schrauben, winkel, bestandteile der mechanik.

A.R.M wühlt im müll, transportiert ihn ab und verwandelt die fundstücke der strasse in objekte schöner wohnens.

A.R.M steht für individuelles möbeldesign und eine ästehtik der armut jenseits der sozialromantik. zeit und energie werden zur ersatzwährung.

zwischen oktober 04 und mai 05 wurde eine 2-zimmer-wohnung in berlin-mitte komplett nach dem A.R.M-prinzip ausgestattet.

A.R.M versteht sich als ideenlieferant und dienstleistung

  • institutionen, vereinen, kulturellen und sozialen einrichtungen stehen wir gerne für workshops zur verfügung.
  • wir beantworten auch private anfragen und helfen, soweit es uns möglich ist.
  • A.R.M führt aktionen im öffentlichen raum und ausstellungen in galerie- und museumsräumen durch.
  • eine zusammenarbeit mit überbetrieblichen ausbildungsstätten wird angestrebt.

A.R.M-möbel kann man aber auch kaufen.

  

quellen & zitate:
(1) fünfter existenzminimumsbericht/
ministerium der finanzen, 02/ 2004
(2) armut in der bundesrepublik/ nathalie lewis,1999
(3) verband deutscher möbelindustrie/ 2003
(4) FAZ, 10.8.2004


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